Großes Interview mit Michael Horntrich
Wünsche, Ziele, Vergangenheit und Zukunft. Wer kommt, wer geht? Michael Horntrich, Trainer der Aktiven, gibt Antworten im großen Interview zur kommenden Saison 2019/20.
FVLaktuell: Hallo Micha, wenn du die abgelaufene Saison mit drei Worten beschreiben müsstest, wie lauten die?
MH: Dafür fallen mir keine drei Worte ein, denn es gab viel Licht aber auch ein wenig Schatten. Ich bin mit dem sportlichen Ziel, dem dritten Platz in der A-Klasse, sehr zufrieden und auch sehr stolz darauf. Auf der anderen Seite denke ich, dass mehr möglich gewesen wäre. Nach der brillanten Vorrunde, in der wir mit nur 15 Gegentreffern die stärkste Defensive hatten und mit neun Heimspielen ohne Niederlage das heimstärkste Team waren, sind wir dann nach der Winterpause eingebrochen und hatten, wie auch andere Teams in der Liga, eine holprige Rückrunde. Mit dem Sieg des Mühlacker Hallenstadtpokals, und das ohne Gegentor, sind wir eigentlich gut ins Jahr 2019 gestartet. Der erhoffte Motivationsschub durch diesen Erfolg blieb jedoch aus.
Dennoch hatten wir unterm Strich eine tolle Saison. Die Mannschaft ist intakt und hat Großes geleistet. Wir haben tolle Fans, die uns zu Hause wie auch Auswärts unterstützen. Der FVL ist ein toller Verein mit einem tollen Umfeld. Die Saison hat unglaublich Spaß gemacht und ich freue mich über das Erreichte und traure nicht nach dem Verpassten.
FVLaktuell: Platz 3 und 52 Punkte sind eine überragende Ausbeute. Nur knapp den Relegationsplatz verpasst. Was war für dich der Schlüssel?
MH: Ganz klar: die Breite an qualitativ guten Spielern die uns zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben wir das Glück, auf fast allen Positionen annähernd gleichwertig besetzt zu sein. Da können Ausfälle besser kompensiert werden und der Leistungsdruck in den Trainingseinheiten sowie Spielen ist stets vorhanden.
Wir profitieren nun mal sehr von unserer guten Jugendarbeit, die in letzten Jahren und Jahrzehnten tolle Spieler zu den Aktiven gebracht hat. Da haben die Trainer und Jugendleiter einen ganz tollen Job gemacht und machen ihn auch weiterhin. Natürlich hat uns auch Daniel Reule in der Vorrunde weit nach vorne gebracht. Nicht nur durch seine sportliche Qualität, sondern auch seine Präsenz auf dem Feld war enorm. Die Statistik der Vorrunde spricht da eine klare Sprache. Schade, dass er uns im Winter verlassen hat.
Ich denke, dass wir im Trainerstab auch einen ganz guten Job machen und unseren Teil dazu beigetragen haben. Es ist unser Anspruch, die Jungs Woche für Woche besser zu machen – im individuellen wie im mannschaftlichen Bereich. Danke an meinen gesamten Trainerstab! Die Chemie im ganzen Team und Verein stimmt aber auch, sonst würde es nicht funktionieren.
FVLaktuell: Spielen wir „Was wäre wenn“ – Wären die Mannschaft, der Verein, wärst du für die Kreisliga bereit gewesen?
MH: Wäre die Mannschaft für die Kreisliga bereit gewesen, hätten wir den Sprung auf den Relegationsplatz oder sogar den ersten Platz geschafft. Es hat sich aber leider schon in der Wintervorbereitung anhand der Trainingsbeteiligung abgezeichnet, dass einige der Spieler für eine höhere Liga noch nicht bereit sind. Es ist nun mal so, dass man sehr viel investieren muss wenn man etwas erreichen will. Ich muss voll für den Sport da sein und gewisse private Dinge oder Interessen hinten anstellen. Das hat dem ein oder anderen gefehlt.
Ich bin aber überzeugt, dass beide Herren-Mannschaften das Potential haben um eine Liga höher zu spielen. Es wäre auch ein logischer Schritt um sich weiterzuentwickeln. Es würde jedem Einzelnen gut tun und den Verein sowie seine Jugendabteilung attraktiver machen. Ich bin bereit diesen Schritt zu gehen und ich hoffe meine Jungs auch. Dann bin ich mir sicher, dass wir ihn die nächsten Jahre gemeinsam gehen können.
FVLaktuell: Trotzdem gab es sicher auch in der nun abgelaufenen Runde einige Dinge, die dir nicht gefallen haben…
MH: Ja, sicherlich. Am meisten ist es die bereits erwähnte Einstellung mancher Spieler zum Sport. Die Bereitschaft zu haben, persönliche Dinge hinten anzustellen und sich in den Dienst der Mannschaft und den Verein zu stellen. Das ist etwas, was mich sehr stört. Wir hatten diese Saison große Möglichkeiten und wir sind meiner Meinung nach an uns selbst gescheitert. Andererseits ist es aber auch ok, denn die Mannschaft ist sehr jung. Mit einem Schnitt von 22 Jahren sind wir die Küken der Liga. Die Jungs brauchen noch Zeit zu reifen und es ist die Aufgabe von uns Trainern, die Spieler Stück für Stück auf größere Aufgaben vorzubereiten. Ich habe sicherlich auch nicht alles richtig gemacht. Unter anderem ärgere ich mich oft über mich selbst. Ich reflektiere mich und Dinge, die ich nicht gut gemacht habe, und versuche daran zu arbeiten. So muss sich jeder von uns weiterentwickeln, dann ist der sportliche Erfolg die logische Konsequenz.
FVLaktuell: Fürchtest du nach dieser Runde eine gewisse Erwartungshaltung im Umfeld?
MH: Sicherlich steigt die Erwartungshaltung nach so einer tollen Saison. Wir haben auch sehr viel positives Feedback von anderen Trainern, Vereinen, Spielern und Anhängern bekommen. Das ist auch gut so, denn das zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Fatal wäre jedoch, sich darauf auszuruhen. Das gesamte Team weiß, dass wir in der kommenden Spielzeit die Leistung der aktuellen Runde bestätigen sollten.
FVLaktuell: Kommen wir zum Kader. Gibt es für die Saison 2019/20 personelle Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr?
MH: Wie schon bekannt wurde, verstärkt Imam Özalp das Trainerteam und übernimmt die zweite Mannschaft. Ich freue mich sehr darüber, einen Trainer mit dieser Qualität ins Team zu bekommen. Er kennt den Verein, die meisten Spieler und ist voll mit dem FVL-Gen infiziert – wie alle bei uns!
Mit Caner Korkmaz haben wir einen Top-Stürmer verpflichtet. Er hatte sein Aktiven-Debüt beim 1. FC Pforzheim in der Oberliga, war dann bei Fatihspor Pforzheim und FV 09 Niefern in der Landesliga. Er hatte leider viel Pech mit Verletzungen: zwei Mal war das Kreuzband ab. Wir versuchen ihn langsam an seine alte Qualität heranzuführen und hoffen, dass sein Körper mitmacht. Wir kennen uns schon viele Jahre, er hat uns des Öfteren zugeschaut und ist begeistert vom Team.
Für die zweite Mannschaft kommt Tim Klett vom SK Hagenschieß. Tim hat uns die letzten Spiele schon als Zuschauer begleitet, bereits mittrainiert und die ersten Kontakte im Team geknüpft. Er wird sehr gut zu uns passen.
Als Rückkehrer können wir Dome Ege begrüßen. Nach seiner kurzen Zeit in Sternenfels kehrt er zum FVL zurück. Mit seiner Schnelligkeit und seinem fußballerischen Verständnis wird er eine Verstärkung für die Aktiven sein.
Leider haben uns Dennis Öztürk (Türkischer SV), Kemal und Diyar Asker (Ziel unbekannt) verlassen. Ich wünsche den Jungs alles Gute und viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.
Darüber hinaus hoffe ich natürlich, dass unsere Langzeitverletzen auch wieder ins Team zurückkehren können. Das wären Daniel Grässle, Kerem Özdemir, Martin Schlagenweith und Marco Schwarzendorfer. Letzterer trainiert ja schon seit der Winterpause fleißig mit und hat seine Qualitäten deutlich gezeigt. Es würde mich sehr, sehr freuen, wenn diese Jungs wieder auf dem Platz im FVL-Trikot stehen würden.
FVLaktuell: Zum Abschluss: drei Wünsche für die kommende Spielzeit.
MH: Ein großer Wunsch von mir ist, dass wir uns im Team alle treu bleiben und dass wir respektvoll und loyal miteinander umgehen – so wie bisher auch!
Außerdem wünsche ich mir, dass alle Spieler weitestgehend verletzungsfrei bleiben, um das zu tun was ihnen so sehr Spaß macht: nämlich Fußball zu spielen.
Natürlich habe ich auch Wünsche hinsichtlich des sportlichen Bereichs. Ich hoffe, wir werden uns weiterentwickeln – im individuellen und mannschaftlichen Bereich. Und dass die Einstellung im Gegensatz zum Vorjahr etwas mehr auf den Fußball fokussiert wird, dann wird der tabellarische Erfolg von alleine kommen.
Für mich persönlich wünsche ich mir den Abschluss meiner Trainer B Lizenz, mit der ich im Juni begonnen habe. Die neuen Lizenzen sind sehr anspruchsvoll, bringen aber jeden im Trainergeschäft voran.
FVLaktuell: Wir wünschen dir und deinen Männern alles erdenklich Gute für die Zukunft. Danke für deine Zeit.